Mineraldünger auf Phosphor-Basis gehören zu den am häufigsten eingesetzten Dünger. Allein auf deutschen Feldern werden pro Jahr 115.000 Tonnen eingesetzt. Trotz aktueller Phosphorfunde in Norwegen suchen Experten weiterhin nach Alternativen. Ein Ersatz könnte Biochar sein. Experten des Karlsruher Instituts für Technologie haben den Einfluss der Pflanzenkohle auf das Wachstum untersucht.
Viele Landwirte suchen nach Alternative für chemische Dünger (Symbolbild).
Viele Landwirte suchen nach Alternative für chemische Dünger (Symbolbild).
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)
Als Ersatzprodukt für Phosphatdünger wird seit einigen Jahren Biochar intensiv erforscht. Biochar ist ein Recyclingprodukt, das aus der Pyrolyse von Biomasse entsteht. Dabei werden organische Ausgangsstoffe bei Temperaturen zwischen 400 und 700 ° C ohne Sauerstoff verbrannt. Die Basis von Biochar kann sehr unterschiedlich sein: So lassen sich etwa Holzreste, Hühnermist oder Laub zu Dünger verarbeiten. Doch die Forschun der letzten Jahre zeigte, dass Pflanzen unterschiedlich auf Biochar reagieren: Manche wuchsen besser, andere reagierten wie ungedüngt, für manche war Düngeralternative sogar toxisch.
Nun hat ein interdisziplinäres Team des Karlsruher Institut für Technologie (KIT), bestehend aus Forschenden des Joseph Gottlieb Kölreuter Instituts für Pflanzenwissenschaften (JKIP) und des Instituts für Technische Chemie, am Beispiel von Tomatensetzlingen herausgefunden, dass der Ursprung der Biochar-Biomasse entscheidend für die Symbiose mit den natürlich im Boden vorkommenden Arbuskulären Mykorrhizapilzen (AM Fungi) ist.
0107393806 (Bild: Philipp Gräfe/KIT)
Phosphor-Recycling
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Biochar aus Hühnermist und aus Weizenstroh
Dazu hat das Team in einem ersten Experiment die alleinige Wirkung von Biochar aus Weizenstroh und aus Hühnermist untersucht. Das Biochar aus Hühnermist enthielt neunmal mehr Phosphat als Biochar aus Weizenstroh. Phophat ist die lösliche Form von Phosphor, verbunden mit Sauerstoff. Es ist ein essenzielles Molekül für das Wachstum der Pflanzen. „Die Tomatensetzlinge, die wir mit Hühnermistbiochar gedüngt haben, sind erwartungsgemäß schnell und prächtig gewachsen“, erklärt Professorin Natalia Requena, Expertin für Molekulare Phytopathologie am JKIP. „Ihnen stand ja viel Phosphat zur Verfügung, das sie direkt verarbeiten konnten.“
Im zweiten Experiment haben die Forschenden die Tomatenpflanzen mit AM Fungi kolonisiert. Die Mikropilze existieren seit mehr als 400 Millionen Jahren auf der Erde und leben in den Wurzeln von 80 Prozent der Landpflanzen. Sie siedeln sich in ihre Rinde ein, nehmen Phosphat auf und geben es der Pflanze weiter. Als Gegenleistung versorgt die Pflanze sie mit Zucker und Lipiden.
Der Vergleich mit der Kontrollpflanze (Mikroskopaufnahme links) zeigt, dass die Symbiose mit den Mykorrhizapilzen stärker ist, wenn die Tomatensetzlinge auf Weizenstrohbasis (Mitte) gedüngt werden. Weden sie mit Biochar aus Hühnermist gedüngt, ist die Symbiose schwächer (rechts).
Der Vergleich mit der Kontrollpflanze (Mikroskopaufnahme links) zeigt, dass die Symbiose mit den Mykorrhizapilzen stärker ist, wenn die Tomatensetzlinge auf Weizenstrohbasis (Mitte) gedüngt werden. Werden sie mit Biochar aus Hühnermist gedüngt, ist die Symbiose schwächer (rechts).
(Bild: JKIP, KIT)
Bei der Beobachtung von ausgewählten Molekülen konnten die Forschenden zeigen, dass das phosphatreiche Biochar auf Hühnermistbasis diese Symbiose zwischen Tomate und AM Fungi beeinträchtigte: Es fand kaum ein molekularer Austausch statt. Das Biochar auf Weizenstrohbasis tat das Gegenteil: Pflanze und Mikropilze entwickelten eine rege Symbiose. „Langfristig sind diese mit Biochar auf Weizenstrohbasis gedüngten Pflanzen damit kompatibler mit anderen Mikroorganismen und so auch besser geschützt gegen Krankheitserreger“, erläutert Requena. „Wir hatten eine solch komplexe molekulare Antwort der Pflanzen nicht erwartt.“